Immer muss es schnell und effizient gehen und alles am besten so schnell wie möglich erledigt werden. Wer sich nicht von dieser Hektik mitreißen lässt, hat manchmal schon gewonnen. Ruhige, besonnene Gemüter werden in unserer mitunter sehr stressigen Zeit oftmals beneidet. Ayurveda hat für diese Wesensart eine besondere Bezeichnung: Kapha.
Menschen, die vom ayurvedischen Dosha ‚Kapha‘ geprägt sind, sind stark, ruhig und statisch. Aber bevor wir uns schon zu Beginn in Details verlieren, gehen wir noch kurz einen Schritt retour und sehen uns an, wo dieses Konzept eigentlich seinen Ursprung nimmt und welche Rolle es im Ayurveda einnimmt.
Was bedeuten die Doshas im Ayurveda?
Der Begriff Dosha kommt aus dem Sanskrit und bedeutet so viel wie ‚Fehler‘ oder ‚Gebrechen‘. Diese Doshas kommen in jedem Menschen in verschiedenen Konstitutionen vor, die von Mensch zu Mensch verschieden sind. Kommt das dem Menschen eigene Grundverhältnis der Doshas aus dem Gleichgewicht, führt das zu verschiedensten Krankheitsbildern und Beschwerden.
Das Grundverhältnis kann sich verschieden zusammensetzen. Entweder eines der Doshas ist dominanter als die anderen (wobei wiederum der Grad der Dominanz variieren kann), zwei Doshas sind stärker ausgeprägt, oder, in ganz seltenen Fällen, alle drei Doshas sind gleichwertig stark. Beim wem das der Fall ist, der zeichnet sich durch eine einzigartige Ausgeglichenheit aus.
Die Konstitution dieser ‚Fehlerpotentiale‘ charakterisiert Menschen, gibt Auskunft darüber welche Lebens- und Verhaltensweise jemand an den Tag legt und für welche Krankheiten er potentiell anfällig ist. Außerdem kann sich danach die Ernährung ausrichten, denn die ist maßgeblich an dem Gleichgewicht der Doshas beteiligt.
Eigenschaften vom Kapha-Typen
Vom Erscheinungsbild ausgehend, sind Kapha-geprägte Menschen jene, die einen stabilen, schweren Körperbau haben. Sie haben dichtes, festes Haar und kräftige Gelenke. Auch bei mäßigem Appetit neigen manche zu Übergewicht. Glatte Haut, runde Konturen und ausdruckvolle Augen lassen schnell auf diesen Typ schließen.
Kapha ist im Ayurveda das Strukturprinzip und wird durch die Elemente Erde und Wasser charakterisiert. Besonders die Erde steht für Standfestigkeit, Kompaktheit, Stetigkeit und Sicherheit. Weiteres daran gebunden sind Attribute, wie Langsamkeit, Sicherheit, Zufriedenheit und Toleranz.
Kapha-Typen wirft nichts so schnell aus der Bahn. Mit einem starken Immunsystem sind sie weniger anfällig für Krankheiten, allerdings führt eine potentielle Tendenz zur Fettleibigkeit in weiterer Folge zu Beschwerden, die damit zusammenhängen, wie zum Beispiel Diabetes, aber auch Lungen-, Bronchial-, oder Nebenhöhlenerkrankungen.
Körper und Geist hängen bekanntlich zusammen; so auch die körperliche und geistige Stärke der Kapha-Typen. Es sind stabile, ausgeglichene Persönlichkeiten, die wohlüberlegt und ruhig handeln und einen gleichmäßigen Lebensstil schätzen. Sie können gut mit Geld umgehen und sind durch ihre Besonnenheit und ihren Planungs- und Organisationssinn gute Geschäftsleute.
Sie arbeiten geduldig und ausdauernd, dafür vielleicht etwas langsam und sie tüfteln gerne. Eine gewisse Routine ist für sie nicht langweilig, sondern angenehm. Und – wer hätte das gedacht – sie sind wahre Genießer, beim Essen und beim Schlafen.
In sozialen Beziehungen sind sie zuverlässig und loyal und haben deshalb stabile, profunde Freundschaften. Sie sind nicht streitsüchtig, vergessen Enttäuschungen aber auch nicht so schnell und ändern nicht schnell ihre Meinung. Sie haben von allen drei Typen die geringste Neigung zu mentalen Störungen.
Ist ihr Gleichgewicht gekippt, wirkt sich das verlangsamend auf ihre Verdauung aus, sie entwickeln eine Tendenz zu Gier, Neid, Besitztrieb und Trägheit. Man könnte sie auch als Phlegmatiker bezeichnen, zumal sie bei Dysbalance auch zu Verschleimungen in Kopf- und Brustbereich neigen.
Kapha-geprägte Personen lieben das Wasser, die Sonne und Wärme und alles Farbenfrohe.
Was isst man am besten bei Kapha-Ungleichgewicht
Wenn der Organismus von Stetigkeit und Langsamkeit (zu sehr) geprägt ist, steuert eine anregende Nahrung dagegen. Das ist der Fall bei trockenen, leichten, erhitzenden, scharfen und bitteren Geschmäckern und Lebensmitteln.
Da die Kapha-Verdauung sich gerne Zeit nimmt, sollten eher 2, allerhöchstens aber 3 Mahlzeiten am Tag verspeist werden. Von Zwischenmahlzeiten und Essen am frühen Morgen oder späten Abend ist allenfalls abzuraten. Um der Verdauung etwas Auszeit und Kapha-Ruhe zu gönnen, werden gerne Fastentage eingelegt.
Um das Kapha-Level zu senken sollte auf folgende Lebensmittel verzichtet werden: süße, saure, schwere, ölige, salzige oder kalte Nahrungsmittel (speziell am Morgen und im Frühjahr), Gebratenes, Käse, Milch, generell tierische Eiweiße, Rohkost (wenn dann zu Mittag oder im Sommer).
Mit Gewürzen, wie Chili, Pfeffer, Ingwer, Kurkuma und herben Kräutern wird dem Kapha-Potential vorgebeugt. Außerdem helfen gewebeaufbauende und leichte Speisen, wie Mungbohnen, Gerste, Hirse, Blattgemüse, Artischocken und Honig.
Idealer Lebensstil für Kapha-Balance
Kapha-Typen möchten ihre Dynamik und Energie stärken, um ihre stabile Ruhe nicht in Träg- oder gar Faulheit verfallen zu sehen. Das schafft Bewegung, körperliche und geistige Aktivität. Ein neues forderndes Hobby und aktive Freizeitgestaltung senken Dein tendenziell hohes Kapha-Potential.
Gönne Dir aber ebenso, Deinem Wunsch nach Ruhe, Sicherheit und Geborgenheit nachzugehen und ziehe Dich je nach Belieben mal zurück. Das ist eine gute Kapha-Art der Stresskompensation, wenngleich auch oft auf übermäßiges Essen vertraut wird. Finde eine andere Möglichkeit; Bewegung eignet sich da besonders gut.
Lerne bewusst Deine Interessen zu vertreten und Dich nicht mit Mittelmaß zufrieden zu geben. Übe Aktivität, Selbstdisziplin und Willensstärke. Vielleicht kannst Du von Deinem Organisationstalent profitieren und Dir aktiv Dinge vornehmen und Ziele stecken.